2/23/2015

Eine schöne Woche allen!



Gedankenfäden

Spinat mit Ei. Bringt mich sonst nicht um, muss mich aber nach dem Essen ein wenig hinlegen. Und da sind sie schon wieder, die Gedankenfäden aus meinem Lebensknäuel.

Ich war mein ganzes Leben lang eine Jasagerin. Nur andere nicht verärgern, enttäuschen, beleidigen. Egal wie es mir dabei ging.

Dann haben sich bei mir auch die Jahre gewechselt und wenn das passiert, wird man, der Symptomatik wegen, gewöhnlich einem Seelenklempner empfohlen.

Bis nach sieben Jahren mein neuer Hausarzt entdeckte, dass ich keinen Seelenklempner gebraucht hätte, eher passende Blutdrucktabletten, war es schon zu spät und der besagte Klempner hatte mir schon längst eingetrichtert, dass ich eine an der Klatsche hätte. Dass ich immer nur die anderen geliebt hätte und mich selbst nicht.

So wurde ich im Laufe der Zeit tendentiös, zum egozentrisch gepolten Individuum der Gegenwart geklont, entkleidet jeder Einsicht von „liebe deinen Nächsten, wie dich selbst.“

Das fällt mir heute ein, das „wie dich selbst’’ und instinktiv greife ich mit der rechten Hand an meine Stirn und an die linke Gesichtshälfte und streichle sanft darüber. Hey, so schlecht ist es gar nicht. Also weiter streicheln. Mit der linken Hand und liebevoll über die rechte Gesichtshälfte, dann mit der Rechten über den linken Arm, mit der Linken über den rechten Arm und huiiii ! Ich weiß schon lange, dass ich in einem anderen Leben eine Katze war, eine ganz gewöhnliche Katze, die sich auf fremden Höfen und Wiesen herumtrieb und sich liebend gern von dreckigen Kinderhänden streicheln ließ. Im gegenwärtigen Leben kann mir auch jeder, der bei mir in besagter Hinsicht Hand anlegt, ein Stück vom Paradies schenken.

Dass die Eigentherapie recht angenehm ist, weiß ich allerdings erst seit jetzt. Aus lauter Liebe versuche ich mich auch zu umarmen und mir endlich ein Liebesgeständnis zu machen, nur die Schulterschmerzen halten mich davon ab. Ach ja, und da sind noch der Topf, die zwei Teller und zwei Löffel zu spülen. Den Geschirrspüler benutze ich nur, wenn ich Gäste habe. Um anzugeben. Also ran an die Spüle.

Während ich noch den Teller meines Mannes trockne, klingelte es. Sonja, meine Nachbarin, steht vor der Tür.
„Sag mal Lisa, kannst du mal meinen Fernseher angucken? Der funktioniert wieder nicht.“

Vielleicht wird mir doch postum irgendwer eine Gedenkstätte errichten. Ich bin nur froh, dass ich da nicht selbst Blumen niederlegen muss.