Gereimtes und Ungereimtes


In memoriam W.B.

Pollenstaubiges Fenster,
der Regen fließt vorbei.
Er zeichnet nassklar die Rinnen
für Blumenseelen frei.

Schneeweiß-staubiges Dasein,
der Regen fließt vorbei.
Er saugt in sein tristes Strömen
den allerletzten Schrei.

Todesfarbenes Pflaster,
der Regen fließt vorbei.
Er spült eine Menschenseele
dem Himmel sündenfrei.

Lebensfarbenes Strömen,
der Regen fließt vorbei.
Er bringt alle Blumenseelen
als letzten Gruß herbei.

©Lisa Nicolis
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Wetter

Es liegt so bleiern in dem Regenstrom,
es fließt so schwer
der engen Blutbahn lang,
und ist in so viel Winter eingehüllt,
und liegt in allen Dingen um mich her.

Mit meinen Sinnen fremd verschlungen, kalt,
drückt es die Last
des Himmels mir aufs Herz,
verschleiert lichtlos, grau mir meinen Blick,
zu meinem Gestern -freudloser Kontrast.

Es hing vor Stunden in den Bäumen, weiß.
Es lag so weich,
so flaumig auch in mir.
Es zauberte mit kalten Funken Licht
und Kinderlachen in die Luft zugleich.

Es küsste Blumen auf mein Fensterglas.
Doch heute trieft
es trist den Tag entlang.
Und jeder Tropfen höhlt die Seele aus,
hat diese Dunkelheit in mir vertieft.

©Lisa Nicolis
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Die Trennung

Es flieht jetzt
deiner Schritte Klang
aus diesem kalten Raum.
Die Stille stand schon
an der Tür und drängelt
ratlos durch dein Gehen.
Ich schweige
meinen Schmerz in sie hinein,
wie spitze Keile.
So spaltet sich viel hundertfach
das Buch verlorner Tage.
Noch zitternd blättern
Finger der Erinnerung
im wirren Hasten nach Motiven.
Gedankenschleifen kreisen sinnlos mit
am Stundenzeiger meiner schwarzen Uhr.
Die weiße Wand streift mich
mit spiegelglatten Blicken
widerfragend.

Jetzt.
Die gleiche Klinke drücken.
Solange noch in diesem Raum
Gedanken dich umkreisen.
Aus diesem Schweigen treten.
Jetzt.
Schritt um Schritt -auf gleichem Wege
dir entfliehen...

©Lisa Nicolis
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Entkommen

Ich streife mir
die schweren Möbel ab
und meinen Blicken
all die Porzellangesichter.

Die Teppichmuster
hab ich abgetan,
entschlossen,
von den zimmersteifen Füßen.

Und lasse sie
zerbröckeln,
die Bilder, die vergilbten,
die mich so fest umrahmten.

Ich gehe ganz entblößt hinaus,
bekleide mich aufs neu
mit all den wirren Straßen,
mit fremd gewordenen Gefühlen.

Die harten Wege
sind mir auf den Fersen
und scheuern mir noch
ungewohnte Wunden.

Doch meine Augen
strahlen lebende Gesichter.

©Lisa Nicolis
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Dämmerung

Der Abend ist kühl wie ein Seidengewand,
drin golden noch schimmern die Fernen,
verwirkt mit dem blitzenden mystischen Band
von nebelgeborenen Sternen.

Es atmet das Dunkel die duftschwüle Luft,
vom Tage vergessene Spuren
und legt sich in mondscheingewrungener Kluft
auf stille gespenstische Fluren.

Die Buchen noch zeichnen am lispelnden Hain
ein Lichtes, wie Silbergestalten.
Die Nacht ist ein Tempel in milchigem Schein,
drin Mächte mit Traumschwingen walten.

©Lisa Nicolis
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Abends am See

Die Luft schmeckt nach Frühling und See.
Eine Wolke hat ein Gesicht.
In der Lichtung ein scheues Reh
schnuppert das Dämmerlicht.

Die Boote, gekettet am Steg,
schaukeln störend gluchzend die Ruh.
Und der Wind kommt am Wasserweg
abendkühl auf mich zu.

Der Mond, weiß und müd, hängt am Baum,
in den Zweigen noch blätterfrei.
In den Weiden, durch Wasserschaum,
zieht still ein Schwan vorbei.

©Lisa Nicolis
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Hohlraum

In den Fängen
solcher trüben Tage,
fühlt die Seele sich
als hohler Raum,
drin in echoloser Tatenstille
 sich der zage Wille
stumpf verläuft.

So als ob das Meer
sein Rauschen zeitweise
vergessen hätte,
seine Gezeiten mondfrei
in den Tiefen lägen
und blind sei
seines Spiegels Farbe.

Du findest keine Quelle,
um diese Leere
mit Klängen und mit Farben
aufzufüllen.
Und,
um das Fragezeichen
über Sinn und Sein
motivisch zu verwerfen,
findest du
keinen Punkt.

©Lisa Nicolis
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An deinen Ufern

Aus dem Flaum
flüchtender Wolken
fällt träg der Abend.
An deinen Ufern treibe ich,
Welle aus Weiten und Tiefen.
Vor deinen Klippen
lasse ich mich
verflüstern
und erträume mir deine Buchten,
wohin aus meinen Tiefen
ich fliehen kann
um meine Ruhlosigkeit
zu ebben.

©Lisa Nicolis
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der Kuss

eng liegt der Himmel an mir
ich kann meine Wellen
kaum atmen
den sonnigen Schrei der Möwen
flüstert der Wind mir unter die Haut
während die Segel über das Blau flatternd
den Brodem der Sinne
mir tragen
über alle Gezeiten

©Lisa Nicolis
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Rot

Erst glühte es hier
im sonnigen Beet meines Garten,
war Rosen die Zier,
das Rot dieser Duftigen, Zarten.

Vor kurzem noch stand
der Himmel in schmuckloser Größe.
Jetzt ist er in Brand
und deckt mit dem Rot seine Blöße.

Ich wünsche, ich könnt’
mich auch mit der Glut festbekleiden
und könnt’ sieggekrönt
mich hüllen in himmlische Seiden.

Und wär’ Dämmerung
im Nachtdunkel all deiner Nöte
und wär’ wieder jung
und täglich dir neu Morgenröte.

©Lisa Nicolis
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Abendspaziergang

Aus dem Osten steigt der Abend,
überflutend mild die Stille.
Nur im Nichts zirpt eine Grille.
Lau umschlingt seine Mantille

alles Sein. Die Karriolen
sich am Himmel überholen.
Leuchtkäfer mit Lichtkapriolen
ihren Liebsten Nachricht blinken.

Möcht im Gräserduft versinken,
mich mit Tauperlen betrinken,
Sterne dir vom Himmel pflücken,
dich mit Marsrubinen schmücken.

Wollen wir der Welt entrücken,
oder lauschen wir nur Stille,
hinter rosaroter Brille,
zwischen Weg’rich und Kamille,
uns an diesem Schweigen labend?

©Lisa Nicolis
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Stimmungstief

Heute gilt es, keine Luftschlösser zu
bauen,
denn die Luft ist dick und eisigkalt.
Träge fließt der Lebenssaft im
Morgengrauen
und du fühlst dich hundert Jahre alt.

Deine Stimmung haust in dunklen
Wetterhütten
und dein Wille liegt auf Lagerstroh.
Reg dich nicht, du wirst die letzte Kraft
verschütten
und es nützt dir gar nichts, sowieso.

Lass dich einfach wochenendlich hängen,
heute ist kein Hochdruck noch in Sicht.
Löse dich von deinen grauen
Alltagszwängen.
Wart’ auf Licht, das dieses Dunkel bricht.

©Lisa Nicolis
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Sternschuppe

Der Abend dunkelt vor sich hin,
im Irgendwo ’nem Stern ist’s schnuppe.
Er rast durchs Nichts, so ohne Sinn,
zerzischt in Orions Nebelsuppe.

©Lisa Nicolis
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Türen

An meinen Engen klafften Türen
ganz weit, um mich ins Licht zu führen.
Sie waren alle nicht beschriftet,
bin durch die Falsche ab gedriftet.

©Lisa Nicolis
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Wettertief

der Himmel trägt wieder
die graue Kutte
der Weg
aus dem Sonnenkuss
in meine Tiefen
führt immerzu
an dir vorbei
du möchtest schweigen
ich nichts hören
und der nächste Lichtblick
ist sechs Tage
Wettervorhersage entfernt

©Lisa Nicolis
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Faltenkleid

Die Erfüllung meiner Träume
steckt im Faltenkleid der Zeit,
doch ich greife nur die Säume
einer frost’gen Wirklichkeit

©Lisa Nicolis
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Gestrandet

Der Sehnsucht Stille lag
im Wellenrauschen
und ihre Tiefe war mein Höhenflug.
Bis mich im Sturm
das Hoch der kühlen Welle
in meine eigne dunkle Tiefe trug.

©Lisa Nicolis
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Komet

Komm,
bete mit mir,
dass kein Komet
diese Erde trifft.
Wir haben
keine Dinosaurier mehr.
Der letzte „Große“
hat
nur sie ausgelöscht.
Die Ratten
nicht.
Oder hat er
uns
mit den Ratten zugleich
geboren?

©Lisa Nicolis
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Kreislauf

Erst träumte sich der Herbst die Farben
des Sommers in das Laub der Bäume.
Dann bündelte er Feuergarben
und zündelte der Blätter Säume.

Mild aus den Wolkenspalten rieseln
der Sonne weit gereiste Strahlen.
An Wegen glänzt das Weiß der Kieseln,
Kastanien drauf mit dunklen Schalen.

Bald fließen alle bunten Farben
hin in den Leib der Mutter Erde.
Damit im Frühling, über Narben,
ein neues Kleid erblühen werde.

©Lisa Nicolis
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Morgens am See

Morgens spinnen
die Najaden
einen zarten Nebelfaden,
den sie dann zu Schleiern weben,
die den See geisthaft umgeben.
Östlich Horizonte bluten,
werfen Gold auf zarte Fluten.
Weißes Boot strafft seine Seile,
schneidet’s Gold in tausend Teile.

©Lisa Nicolis
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Nachtgedanken

Ruhlos pflügen die Gedanken
mir den Acker dieser Nacht.
Bleich der Mond fällt aus den Wolken,
hat mein Denken hell gemacht.

In den Bäumen vor dem Fenster
wo ein weißer Engel lag,
schlummert in des Kirschbaums Blüten
müd jetzt der vergang’ne Tag.

Ruhelos wie die Gedanken
fließt dahin der Wolken Band.
Hin und wieder blinken Sterne
himmelweit von Rand zu Rand.

Irgendwo in den Gemäuern
dieser Nacht wird es jetzt laut.
Hoffe, dass der weiße Engel
hier mal nach dem Rechten schaut.

©Lisa Nicolis
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Im Paradies

Schaut vom Mond man auf die Erde,
wie sie durch das Weltall schwebt,
müsste es bewusst uns werden,
dass man längst im Himmel lebt.

©Lisa Nicolis
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Sonnenuntergang

Winken letzte Sonnenstrahlen
aus dem Spalt am Horizont.
Und am Himmel schon astrales
Lichterblinken, wie gewohnt.

Rasend hat die Mutter Erde
sich vom Sonnengott entfernt,
doch sie strahlt noch seine Wärme,
tief ins All, so kalt besternt.

Welch ein Schauspiel, welch ein Wunder
bietet diese Stunde mir.
Und ich wünsche meine Freude
allen Menschen und auch dir.

©Lisa Nicolis
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Nymphenbad

Still und dunkel ruht der Teich.
Rosenblätter aus dem Garten
fallen in das Silberreich,
wo die Nymphenscharen warten.

Ist das schön im samt’nen Naß,
sich in Blütendüfte aalen…
Und dann geht’s, nach prickelnd Spaß,
träumen süß in Perlmuttschalen.

©Lisa Nicolis
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Träumerei

Wenn ich nur noch mit dir
so ganz alleine wäre,
sich alle Welt nur
noch in uns befände.

Wenn mir nur deine Stimme
deine Hände
 alleine warme Heimat
wären.

Dann würde jeder Morgen uns
sein Gold verweben
und jede Nacht
uns ihre Sterne pflücken.

 Doch wird die Welt uns leider
nicht entrücken.
 Komm lass den Alltag
stumm gewähren.

©Lisa Nicolis
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Träumend

Als flöße Himmelblaues aus den Weiten
und ruhte auf dem Wasser fernenbreit
und gleitet mit in tosende Gezeiten
und gleißt in eitler Sonne wellenweit.

Es ist ein Rauschen in azurnen Tönen
und so ein Brisenduft nach Salz und Tang
wenn helle Silberschäume Wellen krönen
aus brandungshoher Wucht den Felsen lang.

Es ist nur eine handvoll Meeresrauschen
in dieser bunten Muschel dicht am Ohr
hier kann ich meine Träume nun belauschen
in der Erinnerungen leichtem Flor

©Lisa Nicolis
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Das Schweigen der Dichter

Manchmal schweigen alle Türen
zu dem Herzen, hin zum Sinn.
Kein Geschehen klopft von Außen
-keine Regung innen drin.

Sitze Helikon zu Füßen,
bin wie Echo sprachberaubt.
Mancher Hang zu grünen Höhen
ist verschüttet und verstaubt.

Und kein Sturm wirbelt Gefühle,
auch kein Wind Erinnerung
-ein Dornröschenschlaf der Musen
und ein Stück Entzauberung.

©Lisa Nicolis
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Winter am See

Der Mond ist in den See gefallen,
das Wasser saugt es auf, das Licht.
Ans Ufer wellt es sich kristallen,
wo sacht der nasse Spiegel bricht.

Gespenstisch steigen Nebelschwaden
die Böschung aufwärts, hoch zum Strand.
Verirren sich wie Traumplejaden
und lassen Glimmerspur’n im Sand.

Die Nacht liegt im Gezweig der Wälder
und hüllt das Land in tiefe Ruh.
Das Brot im satten Leib der Felder,
träumt jetzt schon seiner Reife zu.

 ©Lisa Nicolis
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Januarmorgen

An dem dunstig dunklen Schweigen
schleicht empor ein fahles Licht,
`s ist ein Knistern in den Zweigen,
wenn der müde Schneesaum bricht.

Irgendwo im Erdenschatten
reift die Morgenröte schon
und am Himmelsrand ermatten
Stern’ und Mond wie weißer Mohn.

Eisig ruht die weiße Stille
wie ein Grabtuch überm Wald,
doch der Äste Rindenrille
birgt schon ahnungsvoll ein Bald.

©Lisa Nicolis
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Graffiti

Ein Streifen Himmel klebt am Dach der Straßen.
Im steten Schatten dieser Häuserschlucht
ein jeder Schritt nach Licht und Freiheit sucht,
die Sonnentage irgendwann  vergaßen.

Entlang der Mauern in verborg’nen Ecken,
entsprühen Lichtreflexe, Wagemut
aus einem Herz mit jugendlicher Glut.
Der Schatten hat dann kunterbunte Flecken.

©Lisa Nicolis
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Sommerende

Rieselst aus den Bäumen
wieder,
lächelst deine müden Farben
aus den letzten Blüten.
Schmiegst dich
an der Erde Poren.
So viel Sommer
ging mir schon verloren.
Deine bunten Bilder leuchten
noch ein süßes reifes Fruchten.
Letzte Wärme hüten
Terras wunderliche Hände.
Doch in allem
waltet schon ein Ende.

©Lisa Nicolis
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Alltagringe

Ringe, Ringe,
große, kleine,
fallen, fallen
über mich
und sie zeichnen
tiefe Rillen
in die Seele,
ins Gesicht.
Jeden Tag
die gleichen Engen,
der Versuch,
die Ring’ zu sprengen…
Fang sie auf,
die bunten Ringe,
wirf sie durch die Luft
und bringe
mich an einen andren Ort,
fort von hier,
nur fort, nur fort.
Denn sie fallen,
denn sie fallen
über mich
wie ein Schlinge,
diese großen,
diese kleinen,
diese Ringe,
diese Ringe…

©Lisa Nicolis
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Bitterkeit

Ich möchte dich aus meinem Herzen weinen,
aus Hirngewinden löschen deine Spuren.
aus allen Zellen möcht ich dich verneinen,
in meinem Traum entflieh’n deinen Konturen.

Aus meiner Blutbahn möcht ich dich entweben,
dich aus der Zeit, aus meinem Dasein denken.
Dem Leben möcht ich neue Wendung geben
und dich in die Vergessenheit versenken.

Ich irre hier im wüsten Wortgewitter,
entwöhne mich dem kleinen Wörtchen „lieben“.
Die Tage schmecken irgendwie so bitter,
in meinem Wahn bin ich allein geblieben.

©Lisa Nicolis
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Dämmerstunde

Schatten fliehen übers weite Land.
Licht schlüpft rötlich aus den Wolkenfetzen
und der Wind schleicht sich am Bach entlang,
um am Wasserspiel sich zu ergötzen.

Süße Düfte steigen aus dem Tal,
wo sich saft’ge Wiesen blumig schmücken.
Aus dem Teich dringt Unkenmadrigal
und im Schilf da tummeln sich die Mücken.

Wo der Himmel auf den Bergen ruht,
winkt verstohlen schon die Dämmerdstunde
und die Sonne rötet sich wie Glut,
eh sie müd versinkt im Wiesengrunde.

©Lisa Nicolis
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Das Schweigen

Streut der Abend diese Leere
durch den seichten Dämmerschein?
Dunkelt er nur meine Blicke
oder auch in mich hinein?

Auf den hellen Sternenwegen,
die ich mitgegangen bin,
sagten wir schon alle Worte,
führt kein Steg mehr zu uns hin.

Jeder geht an seinem Ufer,
gleisengleich, im müden Schritt.
Und im Lebensfluß treibt müde
unser beider Schweigen mit.

Brückenlos klafft diese Leere
ohne jeden Widerhall.
Nur im Irgendwo, weit draußen,
schlägt verträumt die Nachtigal

©Lisa Nicolis
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Wenn…

Ach, schwiegen einmal nur
 des Fortschritts Mühlen
und gäbs nur einen Tag noch Altsteinzeit!
Ich würde meine eignen Sinne fühlen
von allem Hasten, Dröhnen kurz befreit.

Wenn alles Schweigen
aus den Tiefen spröße,
wie Sonnenblumen, strahlend, sonnengleich,
in dieser Vielzahl stolzer Übergröße,
ich wähnte mich in einem Feenreich.

Wenn alle Stille
aus den Wolken bräche,
wie kühler Sommerregen auf die Glut
der überspannten, lauten Oberfläche
-ich suhlte mich
 in ihrer milden Flut.

©Lisa Nicolis
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In den Karpaten

Mit schwieligen Händen durchbricht er das Brot
und legt es vor uns auf den Tisch.
Er teilt selbstverständlich mit uns seine Not,
das knusprige etwas aus Wasser und Schrot,
und Tee aus ’nem Kräutergemisch.

Die Wände aus Lehm sind von selbiger Hand
und schützen uns jetzt vor dem Sturm.
Der Heiland blickt tröstend auf uns von der Wand
- zumindest hat er auch ein trockenes Gewand.
Im Holz eines Schranks nagt ein Wurm.

Woher wir denn sind, möcht er wissen sodann,
nach unsrem bescheidenen Mal.
Er sieht mit verwunderten Blicken uns an,
bekreuzigt sich wieder und wieder spontan.
"Aus Deutschland? Das ist kolossal!"

Der Sturm ist vorbei und wir brechen jetzt auf,
das Geld weist er schlichtweg zurück.
"Ich bin in der Hütte zu Haus und wohlauf,
ihr nehmt noch so Vieles am Weg wohl in Kauf,
da braucht ihr das Geld. Und viel Glück!“

©Lisa Nicolis
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 ~Onlinespiele~